Schützeichel 

als Familiennamen als Flurnamen als Hofnamen

die regionale Ausbreitung als Familienname

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Schodesichel - Schuddesichel - Schudsichel - Schützeichel

oder:  etwas über die Herkunft des Namen Schützeichel

Nach den Forschungen von Prof. Dr. Rudolf Schützeichel*) handelt es sich bei dem Namen um einen sogenannten Satznamen. Satznamen sind morphologisch als Zusammenrückung von Verb und der damit in Verbindung stehenden übrigen Elemente einer Tätigkeitsbeschreibung aufzufassen, die es in vielfältiger Form gibt. (z.B. Shakespeare, Holdasbier....).

Wurde bei den oben erwähnten Satznamen eine Tätigkeitsbeschreibung zusammengefaßt wurde, wird diese Art der Wortbildung noch heute im Deutschen praktiziert: "Er macht Trimm Dich", "Er spielt Mensch ärgere dich nicht". Jedoch wird diese Art der Satznamen weniger für die Person und den Täter, ,der etwas tut´, als vielmehr für eine Sache, ,die zu etwas auffordert´ verwandt werden.

In der Namengeschichte des Deutschen treten Satznamen seit dem hohen Mittelalter und in verstärktem Maße im ausgehenden Mittelalter auf. Sie fungieren als Beinamen, die dann auch zu Familiennamen werden konnten.

Auch traten diese Satznamen auch in Ortsnamen, wie Schauinsland (hier bezieht sich der Satzname wohl direkt auf die betreffende Flur) und beispielsweise  rheinische Flurnamen, so z.B. 1341 Schodeburst (zu mhd. schütten ´schütteln, schwingen´; Schötensack (Siedlungsname im Rheinland), Schützsichel (Flurname im Kreis Mayen).  Diese letzteren Satznamen gehen am ehesten auf den Übernamen eines Besitzers zurück.

Der zuletzt genannte Flurname Schützsichel erklärt sich als Kontraktion aus schüdde sichel ´Schüttle (die) Sichel´ oder `Schwing (die) Sichel`. Wie immer sich auch eine Erstbenennung mit diesem Übernamen erklären mag, führ aber mit der Sichel eher in den bäuerlichen Bereich, ob es sich nun um die Bezeichnung eines leicht erregbaren, sichelschwingenden Bauern oder eines arbeitswütigen, sichelschwingenden Mähers oder um was auch immer handelt.

In rheinischen (wie in anderen) Mundarten tritt teilweise Vokalsenkung auf (sechel), aber auch Dehnung (sechel und sichel) und darauf beruhend Diphtongierung (seichel).

Diphthongierung hat auch den den Satznamen Schuddesichel erfaßt, so daß sich der gelegentlich auftretende Familienname Schützeichel als Fortsetzer von Schüdde sichel ´Schwing(die)Sichel`erweist, also zum ältesten (artikellosen) Typus der deutschen Satznamen gehört.

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Schützeichel als Familiennamen

 

Johan van Schudsichel (1420/1421)
Tilmann von Schodesichel (1388/1389)

 

Johan van Schudsichel (1420/1421)

In einer Urkunde vom 20.03.1420, ausgestellt und besiegelt von einem Johan van Lewensteyn, der 25 Rheinische Gulden Vergütung für die Gefangennahme eines Johan van Schudsichell (in dieser Schreibweise) quittiert.

In einem weiteren Dokumen (aus dem Briefbuch stammend) , datiert vom 06.09.1420, wird einem Joncher Salentin heren zo Ysenburg von der Haft eines Johan Schuddesichel (dreimal in dieser Schreibweise) geschrieben.

Das wichtigtste Zeugnis ist eine Urkunde vom 24.12.1420 des Johan von Schuddesichel, seine Freilassung aus der Haft der Stadt Köln betreffend und mit seinem Siegel versehen. Der Name erscheint hier (wie in der erstgenannten Urkunde) wie ein Herkunftsname, einmal in der variierten Schreibung Johan van Schusichel.

Am gleichen Tag urkundet Gerart van Wede (Wied) zusammen mit einigen anderen, darunter einem Geirlach van Schudsichel, wegen der haft des Johan van Schüdsichel (in dieser Schreibweise) zugunsten der Stadt Köln in einem ursprünglich reich besiegelten Dokument.
Noch am 22.01.1421 wird in einer besiegelten Urkunde von Jhan van Vurde Seilgeld für den Gefangenen Johan van Schudsichel ( in dieser Schreibweise) erwähnt.
Dieser war ja schon zu Weihnachten freigekommen, wie aus den genannten Urkunden hervorgeht. Seine eigene Urkunde trägt ein insofern bemerkenswertes Siegel, als es zu den häufiger vorkommenden zwei gekreuzten Cleven des Wappens, eine Umschrift trägt: S(igilum) Johan van Schudsichel. Das Wappen wie das Siegel insgesamt sagen etwas über die soziale Stellung dieses Landadeligen, wobei vielleicht noch bemerkenswert ist, daß eine gleichartige Gestaltung des Wappens für Neustadt (Wied) anzutreffen ist. Die Namen einiger Herren in verschiedenen Urkunden deuten von vornherein auf die Herkunft und engere Heimat des Johan van Schudsichel hin, sicher in der nähren Umgebung der Burg Altenwied, die als teilrestaurierte Ruine bis heute erhalten ist.

Die in den Urkunden und in dem Siegel auftretenden Namensschreibungen sind ganz offensichtlich nur leichte Variationen des gleichen Namens.

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Tilmann von Schodesichel (1388/1389)

Die Regesten der Ersbischöfe von Köln im Mittelalter bringen in ihrem neunten Band, Friedrich von Saarwerden betreffend, bearbeitet von Norbert Andernach, unter der Nummer 1591 den Namen eines Tilmann von Schodesichel.

Das Dokument bezieht sich auf die große Dortmunder Fehde der Jahre 1388/1389. In einem langen Verzeichnis erscheint Tilmann von Schodesichel unter den Fürsten, Grafen und Herren, die als Helfer des Erzbischofs von Köln der Stadt Dortmund absagen. Unter den vielen in vieler Hinsicht interessanten Namen erschein auch Graf Johann von Sayn, Graf Wilhelm von Wied, Salentin von Isenburg, die aus einem Raum stammen.

Der Name Schodesichel ( in dieser Schreibweise) ist also schon vor dem Ende des 14.Jahrhunderts bezeugt, was für das Alter des Namens als solchem, was aber nicht ohne weiteres etwas über die Familienzugehörigkeit dieses Herren aussagt.

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Schützeichel als Flurnamen

Nähe Koblenz

Rheinische Flurnamen von Heinrich Dittmaier nennen aus dem Kreis Mayen (nördlich von Koblenz) die Flur Schützsichel.

Im Hinblick auf die sonstige Lokalisierung des Namens ist bemerkenswert, daß dieser Flurnamen nicht auf das Land an der Wied - und somit den alten Hof des Johan van Schudsichel verweist.

Der Name kann auf einen früheren Besitzer dieser Flur zurückgehen, obgleich auch eine unmittelbare Benennung nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann.

Nähe Neustadt/Wied

Der Flurname (Am) Schützeichel , im Umkreis von Neustadt Wied, ca. 20 km nordwestlich von Brückrachdorf/Dierdorf im Westerwald, dürfte auf einen Hofbesitzer dieses Namens zurückgehen, von dem also der (abgegangene) Hof  seinen Namen hatte und dann auch eine Flur bei diesem Hof.

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Schützeichel als Hofnamen

in Bürder

In dem heutigen Bürder (zwischen Datzeroth und Niederbreitbach an der Wied) existierte der Schützeichelhof, früher Heisterbacher Hof, später Mertesackerhof.

Das heutige Bürder wird zum ersten Mal im Jahre 1468 als Schudensichel erwähnt (zusammen mit dem Langscheider Hof).

Der Hof war im Besitz des Klosters Heisterbach, was zu der variierenden Bezeichnung Heisterbacher HOf führte. Die Heisterbacher behielten ihre Rechte dort wohl bis zu Beginn des 19.Jahrhundert. Aber noch im Jahre 1856 (A.Hardt, im Lande der Neuerburg an der Wied, Neuwied 1987, S. 199-208) war ein Herr Schützeichel aus Thalhof (bei Neustadt( bei dem Fürsten zu Wied verschuldet, weswegen er seinen Hof zu Bürder verkaufte, der aber schließlich in den endgültigen Besitz des Fürsten zu Wied überging. Die Beziehung zum Kloster Heisterbach (das auch im Umkreis von Neustadt/Wied Rechte besaß) und die Erwähnung eines Hofbesitzers aus der Gegend von Neustadt um die Mitte des 19. Jahrhunderts könnten eine Verbindungslinie zu dem alten Hof des Johan van Schudsichel und insbesondere zu seiner Familie andeuten. Das ist wegen der relativ geringen Entfernung eine durchaus naheliegende Vermutung, aber doch nicht mehr.

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Die regionale Verbreitung des Familiennamens Schützeichel

Nach bisherigen Erkenntnissen haben sich aufgrund der Auswertungen des Kirchspiels Neustadt/Wied Linien herauskristallisiert die in folgenden Orten ansässig wurden:

(Wird laufend den neuesten Erkenntnissen angepaßt!)

a) Raum Bonn

siehe Familienforschungen von Theo Molberg und Olaf Ketelsen

b) Kodden

mit späterer Umsiedlung nach Köln und Süddeutschland (Großraum Stuttgart)
Aus der Kodden-Linie siedelte Peter Schützeichel (*1864 in Kodden, + 1946 in Oberlahr) im letzten Viertel des 19.Jhd. nach (Köln-)Kalk über. Dort lebte er bis zum Bombenangriff auf Köln im Jahr 1944. Er zog nach seiner Ausbombung zur Familie seiner Frau Anna Maria Prassel nach Oberlahr und starb dort 1946.

siehe Familienforschungen von Peter-Josef Schützeichel

c) Rahms

mit späterer Umsiedlung nach Spreitchen

siehe Familienforschungen von Jürgen Schützeichel

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Stand: 04.11.2001

*) Quellen:

"Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande, Regionale Befunde und raumübergreifende Perspektiven, Hrsg. 1994 von Marlene Nikolay-Panter, Wilhelm Janssen, Wolfangng Herborn; "Johan van Schudsichel" zur Methode der Familienforschung von Rudolf Schützeichel, S. 490-503"

"Festschrift für Karl Schneider zum 70.Geburtstag am 18.04.1982, Hrsg 1994 von Ernst S.Dick und Kurt R. Jankowsky, John Benjamins Publishing Company, Amsterdam/Philadelphia" Shakespeare und Verwandtes" von Rudolf Schützeichel S. 137 - 152"